Die Reise des Lebens





In der Transsibirischen das Leben bereisen,
mit großen staunenden Augen dies tun.
So wunderbar die Welt vorüber fliegen lassen,
ein Hauch von Unendlichkeit,
in jedem Augenblick.

Leben.
Leben im Bewusstsein des Kommens und Gehens.
Wahrnehmen, ohne bewerten zu müssen.
Nur fühlen, wo Denken nichts bessern würde.

Gespannt sehen, wer wohl zusteigen mag
an geplanten und ungeplanten Haltestellen des Lebens.
Den Menschen freundlich entgegen blicken.

Auch zurücklassen können.
Die Richtung nach vorn,
Fahrt aufnehmend.
Mal rasant,
mal vorsichtig,
mal sinnlich bewegt.

Eine Zeit lang interessiert und aufmerksam
und eine andere Zeit lang
im Ruhewagen unterwegs.
Vertrauensvoll dem Rhythmus der Schiene,
dem Rhythmus des Lebens folgend.

Dann wieder
den eigenen Herzschlag zum Takt werden lassen,
den die Räder auf die Gleise schlagen.

Eine Tasse Tee gefällig?
Etwas Zucker?
Nein Danke!
Ein wenig Milch wäre schön.

Menschen kommen und Menschen gehen.
Manchen von ihnen blicke ich nach.
Andere werde ich schnell vergessen.
Ich taste nach deiner Hand.
Sie ist da.

Bergauf knarrt es im Zug und es geht schwer.
Langsam wird die Fahrt und droht zu stoppen.
Ein Ächzen und Ziehen,
stöhnende Maschinen.
Dampf mischt sich in Rauch.
Stille.
Innehalten für den Moment. 
Stille.
Und langsam wieder Fahrt aufnehmend,
holperig zunächst,
doch irgendwann
sich ergießend in Leichtigkeit.

Die Sonne geht auf und die Sonne geht unter.
Die Reise geht weiter.
Der Horizont ist fern.
Wie schön das Leben ist.
Sehend
eins sein.

Benno Blues
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